Krankenhaus Lauchheim in den Jahren 1939 bis 1945 – ein Ort des Sterbens?

Aktuelles

In den vergangenen Monaten hat sich die Initiative Lauchheim intensiv der Erforschung und Vermittlung der Stadtgeschichte während des Dritten Reichs gewidmet. Durch Bildungsveranstaltungen, Archivbesuche und Kooperationen hat die Initiative bedeutende Fortschritte in ihrem Bestreben erzielt, Licht in die dunklen Kapitel der Vergangenheit zu bringen und deren Erinnerung zu bewahren. Ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit ist die Einbeziehung von Schülerinnen und Schüler in den Forschungsprozess. Diese setzten sich durch die Initiative und im Unterricht umfassend mit den Schicksalen in Schwäbisch Gmünd auseinander und können derzeit auf eine Vielzahl an Fortschritten zurückblicken.

Fortschritte

  • Gespräch mit dem Sohn einer 1942 in Lauchheim geborenen Polin eines Zwangsarbeiterehepaares. Fotos und mündliche Berichte der Zeitzeugin zur Auswertung erhalten. Zudem eine Vollmacht, damit im Lauchheimer Standesamt die Personendokumente eingesehen und kopiert werden dürfen
  • Entgegennahme von Patientenbüchern aus dem Stadtarchiv Lauchheim der 30er und 40er Jahren. Davon ein Buch mit „Ausländischen Patient:innen“ welches im Moment detailliert ausgewertet wird
  • Entdeckung eines klösterlichen Archivs mit umfangreichen Dokumenten zum Laucheimer Krankenhaus
  • drei deutsche Zeitzeug:innen in Lauchheim sind inzwischen namentlich bekannt
  • eine weitere Zeitzeugin ist namentlich bekannt und Kind einer polnischen Zwangsarbeiterin. Mitte der 40er Jahre in Lauchheim-Hülen geboren, kehrte sie nach Polen zurück. In den späten 80er Jahren zog sie zeitweise wieder mit der Familie nach Lauchheim, dann nach wenigen Jahren wieder zurück nach Polen. Der Sohn blieb und dürfte noch in Lauchheim wohnen.
  • Auseinandersetzung im Unterricht mit einem literarischen Werk zum Thema
  • Beschäftigung mit der Frakturschrift, um originale Dokumente aus jener Zeit besser zu verstehen
  • Anfrage im Pfarrarchiv Lauchheim nach Akten zum städtischen Krankenhaus, jedoch ohne Ergebnisse
  • Thematisierung von Ideologie und Realität im Dritten Reich sowie der Widerstand gegen das Regime mit besonderem Blick auf die Rolle Georg Elsners und Jugendorganisationen am Beispiel der Geschwister Scholl
  • Vorbereitung des Zeitzeugeninterviews im Seniorenheim Lauchheim

Veranstaltungen

  • Besuch eines Zeitzeugen im Lauchheimer Seniorenheim als Vorbereitung für das Interview der Schüler:innen
  • Besuch der Schüler:innen im Stadtarchiv Lauchheim mit Einblick in alte Dokumente

Workshops

  • Vertreter:innen des DPI besuchen im November 2023 die Initiative in Lauchheim, um das Projekt und die Beteiligten kennenzulernen
  • ein weiterer Workshop ist für Ende Mai 2024 angesehen

In Planung

  • Besuch der Schüler:innen im Standesamt Lauchheim mit Einblick in alte Unterlagen
  • Interviews mit weiteren Zeitzeug:innen und/oder deren Familien
  • Fahrt in ein klösterliches Archiv durch Stolpersteininitiative sowie Auswertung der dort enthaltenen Dokumente

Initiative

Die Initiative Lauchheim ist eine Kooperation zwischen Mitgliedern der Forschungsgruppe Grafschaft Graz und der Lauchheimer Stolpersteininitiative, die Rechercheerfahrungen in verschiedenen Archiven ausweisen können. In ihrem gemeinsamen Projekt setzen sie sich mit den Schicksalen polnischer Zwangsarbeiter:innen auseinander, deren Spuren sich in archivierten Dokumenten des Lauchheimer Krankenhauses und auf Grabsteinen des lokalen Friedhofs finden lassen. Da sowohl die Stadt als auch die Forschenden die Bildungsarbeit von Jugendlichen fördern wollen, werden Schüler:innen der Lauchheimer Deutschorden-Schule seit Beginn involviert und setzen sich im Unterricht wie auch während unterschiedlicher Exkursionen mit dem Projekt, den geschichtlichen Hintergründen und den Betroffenen sowie Zeitzeug:innen auseinander. Die Initiative Lauchheim hat sich zum Ziel gesetzt, eine breite Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren, sowohl regional als auch überregional, einschließlich Menschen in Polen. Die Initiative strebt danach, zu einem besseren Miteinander beizutragen, indem es das kollektive Gedächtnis und die Reflexion der Vergangenheit fördert. Durch die Darstellung der Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven soll das Verständnis für die deutsch-polnische Geschichte vertieft werden, Verbindungen und Freundschaften zu polnischen Gemeinden sollen aufgebaut werden, um ein besseres Miteinander zu fördern und Missverständnisse zwischen den Kulturen auszuräumen. Außerdem erhoffen sie sich mit ihrer Projektarbeit, dass weitere Initiativen dazu beitragen, die Geschichte an verschiedenen Orten sichtbar zu machen. Lesen Sie hier mehr zur Initiative.