Frauen im Schatten der Guillotine. Polinnen, die im Gefängnis Plötzensee hingerichtet wurden

Aktuelles

In den vergangenen Monaten hat sich die Initiative mit der Recherche und Aufarbeitung zahlreicher Biografien der in Plötzensee hingerichteten Polinnen beschäftigt. Hierbei entwickelten die Projektinitiator:innen drei Workshops, in denen sich die Teilnehmerinnen zum Teil bereits künstlerisch mit den Schicksalen der Frauen auseinandersetzten und nun deren Geschichten in Form von Texten, Gemälden, Performances und mithilfe anderer Medien weitererzählen werden. Derzeit werden die erarbeiteten Biografien auf der Projektseite Polkopedia veröffentlicht.

Fortschritte

  • Recherchearbeit zu Kenntnisstand und Biografien der polnischen Widerstandskämpferinnen
  • Biographien dokumentieren und aufzeichnen, auf der Website veröffentlichen

Veranstaltungen

  • Workshops zu den jeweiligen Schwerpunkten Recherche, Texte schreiben, Ergebnisse präsentieren
  • Workshop im April & Mai 2024 mit Schulklasse: Auseinandersetzung mit Geschichte und Werk von Irena Bobowska (u. A. Dichterin und Aktivistin)

In Planung

  • weiterer Workshop im Herbst
  • Präsentation der Projektergebnisse in Form einer Ausstellung

Initiative

Die Initiative ist eine Kooperation zwischen der Schriftstellerin und Journalistin Ewa Maria Slaska, Konrad Kozaczek und dem Polnischen Schulverein Oświata in Berlin e.V.. Der Verein agiert als Begegnungs- und Integrationsstätte und unterrichtet seit 35 Jahren Kinder und Jugendliche im außerschulischen Bereich in der polnischen Sprache, organisiert Wettbewerbe und Bildungsreisen nach Polen.

Im Strafgefängnis Plötzensee wurden zwischen 1939 und 1945 mehr als 40 polnische Widerstandskämpferinnen hingerichtet. Wer waren diese Frauen und wofür gaben sie ihr Leben? Den meisten der in Plötzensee enthaupteten Polinnen wurde Hochverrat am Deutschen Reich vorgeworfen. Viele von ihnen waren im Untergrund aktiv, einige teilten nur ein Stück Brot, und andere befanden sich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie hinterließen Familien, Kinder und Eltern und opferten ihr Leben für Worte, ein Stück Brot und den Kampf für die Freiheit.

Während über die deutsche Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg viel gesagt und geschrieben wird, bleibt die Rolle polnischer Frauen in diesem Kontext weitgehend unerwähnt. Es wird kaum über die polnischen Frauen berichtet, die im Widerstand aktiv waren. War dies, weil sie Frauen waren? Oder weil sie Polinnen waren? Diese Vernachlässigung verzerrt das historische Bild und die polnisch-deutschen Beziehungen während des Krieges. Polnische Frauen waren nicht nur Zwangsarbeiterinnen oder Kriegsopfer, sondern auch Kämpferinnen. Über viele dieser Frauen gibt es in Deutschland nur sehr wenige Informationen; verfügbare Quellen sind oft unvollständig und enthalten falsch geschriebene Namen.

Die Initiative Berlin strebt mit ihrem Projekt danach, die Erinnerung an die Widerstandskämpferinnen wieder aufleben zu lassen. Sie möchte neue Erinnerungsformen suchen und eine neue Erinnerungskultur bilden, die an die Bedürfnisse der jungen Generation angepasst ist. Daher setzt die Initiative einen wichtigen Schwerpunkt auf die gemeinsame Arbeit mit Jugendlichen. Im Projekt werden Schüler:innen als Teilnehmende der Workshops bei der Umsetzung der Biografien involviert. Die Ergebnisse werden auf der Website Polkopedia gesammelt – eine Art Wikipedia, in der Biografien verstorbener polnischer Migrantinnen veröffentlicht werden, die außerhalb Polens lebten, handelten und arbeiteten.