Aktuelles aus der Initiative
Die Initiative Göttingen führt derzeit die Recherche der Geschichte der Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs. Darüber hinaus arbeitet sie schon mit mit Lehrkräften, um durch die Aufbereitung von Dokumenten für den schulischen Gebrauch das historische Bewusstsein zu fördern. Besonders erwähnenswert ist die erfolgreiche Einsicht in die Akten über Gewalt gegen Zwangsarbeiter*innen, die bisher durch eine gesetzliche Schutzfrist eingeschränkt war. Diese Entwicklung ermöglicht eine tiefere historische Einsicht und bildet eine Grundlage für kommende Diskussionen. Im Juni finden zwei Veranstaltungen statt, die das Projekt in Göttingen vorstellen und rahmen sollen, wodurch ein breiteres Publikum erreicht werden soll.
Initiative
Gerichtsverfahren zeigen, wie nach dem zweiten Weltkrieg in verschiedenen Ländern mit Gewalt und Zwangsarbeit umgegangen wurde – nicht nur juristisch, sondern auch gesellschaftlich. Eine Auseinandersetzung mit diesen Verfahren muss deshalb mehrdimensional sein, es geht um historische und rechtliche Perspektiven, aber auch um ethisch-moralische Fragen und eine kritische Bewertung von Quellen.
Unser Projekt beschäftigt sich mit der Frage, wie mit der gemeinsamen Geschichte der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus in Polen und Deutschland umgegangen wurde. Gemeinsam mit jungen Menschen werden drei Fälle aus Südniedersachsen untersucht: ein Strafprozess in Deutschland gegen einen Mann, der Zwangsarbeiter schwer misshandelt und einen Polen möglicherweise sogar getötet hat, dessen Verfahren 1954 aber eingestellt wurde, ein Strafprozess in Polen nach 1945 und ein Entschädigungsverfahren der ehemaligen Zwangsarbeiterin Wiktorja Delimat aus den 1970ern.
Die Teilnehmer*innen setzen sich so zugleich mit Zwangsarbeit allgemein wie mit den Nachkriegsgesellschaften auseinander. Und sie diskutieren ihre eigene Haltung: Wie würde ich mich verhalten? Welche Entscheidung würde ich treffen? Wie kann eine angemessene Anerkennung aussehen? Auf diese Weise wird auch das zukünftige Erinnern thematisiert.
Aus dieser Zusammenarbeit und mit den gesammelten historischen Materialien wird ein Workshop entwickelt, der in das Vermittlungsangebot der Ausstellung aufgenommen werden soll. Das Projekt stärkt damit auch die Ausstellung als Lernort.