Wirbelwinde der Geschichte. Kriegsschicksale (nicht nur) der Polen 1939 –1945

Aktuelles aus der Initiative

Die Initiative Frankfurt Oder setzt sich leidenschaftlich für die Erforschung und Dokumentation von Lebensgeschichten ein, insbesondere jener Menschen, die den Zweiten Weltkrieg überstanden haben. Bereits zu Beginn wurden zwei bedeutsame Biografien erstellt: Eine erzählt von einer Frau und ihrer Familie, die aus dem Raum Posen nach Osten deportiert wurden, wo sie mit Partisanenaktivitäten konfrontiert wurden und das harte Schicksal der Vertriebenen erlitten. Die andere Biografie beleuchtet das Leben einer Person, die mit ihrer Familie nach Kasachstan deportiert wurde und dort unter extremen Bedingungen fast sieben Jahre lang eine neue Existenz aufbauen musste. Der verantwortliche Träger, der Verein „My Life“, hat erfolgreich Verbindungen zu den landesweit aktiven Organisationen „Kinder des Krieges“ und „Sybiracy“ geknüpft, die beide Filialen in Słubice und weiteren Städten der Woiwodschaft Lubuskie betreiben. Ein Höhepunkt der Initiative war ein Biografieabend am 12. Dezember 2023, der den Kriegsschicksalen der Polen gewidmet war und bei dem die Projektziele vor 50 Teilnehmenden vorgestellt wurden, inklusive der bewegenden Lebensgeschichte von Frau Kubzdyl. Zusätzlich zur Aufarbeitung individueller Schicksale konzentriert sich die Initiative nun auch auf die sogenannten „Kriegskinder“, um deren Geschichten zu dokumentieren. Dazu gehören zwei weitere Kriegsbiografien sowie die Geschichte einer Person, die durch russische Kräfte nach Osten vertrieben wurde. Interessanterweise wurde auch eine deutsche Person identifiziert, die, beeinflusst von ihren Kriegserfahrungen in Polen, eine jüdische Identität annahm. Darüber hinaus wurden erfolgreich Kontakte zu Studierenden und Schülern geknüpft, mit dem Ziel, im Laufe dieses Jahres entsprechende Bildungsworkshops durchzuführen. Diese vielschichtige Herangehensweise unterstreicht das umfassende Engagement der Initiative, die vielfältigen Schicksale und Geschichten des Zweiten Weltkriegs aufzuarbeiten und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.


Initiative

Das gemeinsame Projekt des Vereins “My Life – erzählte Zeitgeschichte” e.V., der Gedenk- und Dokumentationsstätte „Opfer politischer Gewaltherrschaft“ des Museum Viadrina, des Stadt- und Regional Museum Frankfurt (Oder) und der Stadt- und Regionalbibliothek Frankfurt (Oder) hat zum Ziel, die Schicksale der Polen in den Jahren 39 – 45 den Menschen in Ostbrandenburg, insbesondere in Frankfurt (Oder), näher zu bringen. Diese Schicksale waren oft mit denen von Deutschen, Juden und Russen verwoben, daher wird das Projekt in einem gewissen – kleinen – Umfang auch Bezüge zu den Schicksalen von Vertretern anderer Nationalitäten enthalten. 
 
Konkreter Inhalt des Projekts wird es sein, mindestens fünf noch lebende Personen zu finden, die bereit sind, den Projektdurchführenden ihre Schicksale zu erzählen. Diese Geschichten werden aufgeschrieben und in Form von Audio- oder, wenn möglich, Videodateien aufgezeichnet und anschließend im Internet zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus werden die Zeitzeugen an drei Orten (idealerweise Berlin, Potsdam und Frankfurt (Oder)) eingeladen, um über ihre Kriegserlebnisse oder die ihrer Familienangehörigen zu sprechen. 
 
Im Optimalfall entstehen im Rahmen des Projekts fünf Biografien in der Originalsprache und in deutscher Übersetzung. Diese Biographien – und weiteres Material – bilden die Grundlage für eine Broschüre, die grundsätzliche Fragen zum kriegsbedingten Verhalten in Form von universellen Mustern beantwortet, die das Leiden der Zivilbevölkerung in Kriegen, Diktaturen und Gewaltherrschaften kennzeichnen. Die Broschüre kann später von Schulen und NGOs als Unterrichtsmaterial verwendet werden.
 
Video- und Audiomaterial kann zur Bereicherung der Ausstellung in der Gedenkstätte in Frankfurt (Oder) verwendet werden.
 

„My Life – erzählte Zeitgeschichte” e. V.

“My Life – erzählte Zeitgeschichte” e. V. ist ein gemeinnütziger, deutsch-polnischer Verein, der 2004 in Słubice/Frankfurt (Oder) gegründet wurde. Die Vereinsmitglieder sammeln Lebensgeschichten, die im vereinseigenen “Archiv für menschliche Schicksale” für die Nachwelt aufbewahrt oder auch in Konferenzen, Ausstellungen, Büchern und Workshops einem breiten Publikum nähergebracht werden – stets unter dem Motto:
Jede Lebensgeschichte ist wertvoll!
Unsere Ziele:
Wir wollen…
…Lebensgeschichten vor dem Vergessen bewahren.
…die Kultur des Erzählens und Zuhörens pflegen.
…Brücken bauen zwischen Jungen und Alten, zwischen Deutschen und Polen.

Gedenk- und Dokumentationsstätte „Opfer politischer Gewaltherrschaft“ des Museum Viadrina, des Stadt- und Regional Museum Frankfurt (Oder)

Die Gedenk- und Dokumentationsstätte „Opfer politischer Gewaltherrschaft“ informiert am authentischen Ort über die Geschichte politischer Verfolgung während des Nationalsozialismus, unter der sowjetischen Besatzungsmacht und in der DDR-Zeit. Anhand ausgewählter Biographien wird auf Menschen aus der Stadt und der Region aufmerksam gemacht, die wegen ihrer politischen Überzeugung, ihres Glaubens, ihrer Rasse, ihr widerständiges Verhalten oder nur auf Verdacht hin verfolgt wurden, in die Lager kamen, in die Mühlen der politischen Strafjustiz gerieten, unter unmenschlichen Bedingungen ihr Leben verloren oder sogar gezielt ermordet wurden.