Frauen im Schatten der Guillotine. Polinnen, die im Gefängnis Plötzensee hingerichtet wurden

Aktuelles

Ewa Maria Slaska und Anna Krenz beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der Geschichte polnischer Frauen im Zweiten Weltkrieg. Sie haben bereits viele Projekte zu diesem Thema umgesetzt – von Diskussionen über Ausstellungen bis hin zu Publikationen und Filmen. Das Thema der polnischen Frauen während des NS-Regimes wird in der offiziellen Geschichtsberichterstattung und in der schulischen Bildung in Berlin nur unzureichend thematisiert.

Im Jahr 2024 luden sie den Schulverein Oświata in Berlin e.V. zum Projekt „Ich stelle mir gerne vor“ ein und erstellten gemeinsam mit der Lehrerin Magdalena Lepianka-Nowak das Konzept eines Modellunterrichts zum Thema Zweiter Weltkrieg. In diesen Schulstunden werden nicht die Fakten und die Chronologie des Krieges besprochen, sondern der Unterricht konzentriert sich auf einen kreativen Ansatz beim Geschichtenerzählen und die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler. 

Fortschritte

  • Recherchearbeit zu Kenntnisstand und Biografien der polnischen Widerstandskämpferinnen
  • Biographien dokumentieren und aufzeichnen, auf der Website veröffentlichen

Veranstaltungen

  • Workshop im April & Mai 2024 mit Schulklasse: Auseinandersetzung mit Geschichte und Werk von Irena Bobowska (u. A. Dichterin und Aktivistin)

In Planung

  • Präsentation der Projektergebnisse in Form einer digitalen

Initiative

Die Initiative ist eine Kooperation zwischen der Schriftstellerin und Journalistin Ewa Maria Slaska, Konrad Kozaczek und dem Polnischen Schulverein Oświata in Berlin e.V.. Der Verein agiert als Begegnungs- und Integrationsstätte und unterrichtet seit 35 Jahren Kinder und Jugendliche im außerschulischen Bereich in der polnischen Sprache, organisiert Wettbewerbe und Bildungsreisen nach Polen.

Im Strafgefängnis Plötzensee wurden zwischen 1939 und 1945 mehr als 40 polnische Widerstandskämpferinnen hingerichtet. Wer waren diese Frauen und wofür gaben sie ihr Leben? Den meisten der in Plötzensee enthaupteten Polinnen wurde Hochverrat am Deutschen Reich vorgeworfen. Viele von ihnen waren im Untergrund aktiv, einige teilten nur ein Stück Brot, und andere befanden sich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie hinterließen Familien, Kinder und Eltern und opferten ihr Leben für Worte, ein Stück Brot und den Kampf für die Freiheit.

Während über die deutsche Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg viel gesagt und geschrieben wird, bleibt die Rolle polnischer Frauen in diesem Kontext weitgehend unerwähnt. Es wird kaum über die polnischen Frauen berichtet, die im Widerstand aktiv waren. War dies, weil sie Frauen waren? Oder weil sie Polinnen waren? Diese Vernachlässigung verzerrt das historische Bild und die polnisch-deutschen Beziehungen während des Krieges. Polnische Frauen waren nicht nur Zwangsarbeiterinnen oder Kriegsopfer, sondern auch Kämpferinnen. Über viele dieser Frauen gibt es in Deutschland nur sehr wenige Informationen; verfügbare Quellen sind oft unvollständig und enthalten falsch geschriebene Namen.

Die Initiative Berlin strebt mit ihrem Projekt danach, die Erinnerung an die Widerstandskämpferinnen wieder aufleben zu lassen. Sie möchte neue Erinnerungsformen suchen und eine neue Erinnerungskultur bilden, die an die Bedürfnisse der jungen Generation angepasst ist. Daher setzt die Initiative einen wichtigen Schwerpunkt auf die gemeinsame Arbeit mit Jugendlichen. Im Projekt werden Schüler:innen als Teilnehmende der Workshops bei der Umsetzung der Biografien involviert. Die Ergebnisse werden auf der Website Polkopedia gesammelt – eine Art Wikipedia, in der Biografien verstorbener polnischer Migrantinnen veröffentlicht werden, die außerhalb Polens lebten, handelten und arbeiteten.